Liebste kleine Schwester,
es ist der Vorabend Deines ersten Todestages. Meine Stimmung kann ich kaum beschreiben. Verwunderung darüber, dass schon ein Jahr vergangen sein soll. Verwunderung darüber, wie ich überhaupt durch diese Zeit gekommen bin. Verwunderung darüber, dass mir niemand sagen muss, wann Du das letzte Mal zu Hause warst und wir noch einen schönen Spaziergang in der Sonne machten. Wir wussten nicht, dass es unser letzter Spaziergang sein sollte. Der Tag, an dem Du wieder ins Krankenhaus kamst, aus dem wir Dich nicht mehr zurückbekommen haben. Glasklare Erinnerungen an die letzten Tage und Stunden mit Dir.
Dein Tod. Deine Beisetzung. Als wäre alles gestern gewesen.
Geburtstage, Familienfeste, Weihnachten, Silvester und auch der Alltag - ohne Dich. Real, aber doch unwirklich. Du hast Spuren hinterlassen als Du lebtest, liebes Tinchen. Und als Du gestorben bist, hast Du Lücken hinterlassen bei denen, die Dich lieben. Ein Jahr seit wir Dich gehen lassen mussten. Aber was ist schon ein Jahr gegen die Ewigkeit?
Zeit spielt keine Rolle, weil ein Mensch, den wir vermissen, immer präsent bleiben wird in unserem Leben. Du gehörst dazu.
Immer bei Dir!
Deine Lindi
